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Seit dem Erscheinen des sogenannten Brundtland-Berichtes im Jahre 1987 hat das umwelt- und entwicklungspolitische Leitbild Sustainable Development eine steile Karriere angetreten. Von den Vereinten Nationen bis zur lokalen Öko-Gruppe, von multinationalen Konzernen bis zu Umweltverbänden und über alle Parteigrenzen hinweg findet eine positive Bezugnahme auf den Begriff einer nachhaltigen Entwicklung statt.

Die häufige Bezugnahme auf Sustainable Development hat dazu geführt, daß die politische Notwendigkeit, umwelt- und entwicklungspolitische Probleme im Zusammenhang zu diskutieren bzw. das Verhältnis von Ökologie und Ökonomie im globalen Maßstab zu betrachten, kaum mehr bestritten wird. Die Trennschärfe des Begriffes hat durch seine inflationäre Verwendung allerdings eher gelitten. Die Bandbreite seiner Interpretationen reicht von Forderungen nach globalem Wirtschaftswachstum als Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung bis hin zu Ansätzen, die eine strukturelle Veränderung der existierenden Weltwirtschaftsordnung oder gar eine radikale zivilisatorische Umkehr einklagen.

Gleichzeitig sind in der Nachfolge des Vorbereitungsprozesses und der Ergebnisse des `Erdgipfels´ in Rio de Janeiro 1992 in Deutschland eine Reihe von Studien, Berichten und Gutachten entstanden, die sich mit einer möglichen Umsetzung und Operationalisierung von Sustainable Development befassen.

Welche Argumentations- und Konfliktlinien strukturieren die Debatte um Sustainable Development und welche Schwerpunkte und Fragestellungen bestimmen die Diskussion um die Versuche zur Operationalisierung des Konzepts? Lassen sich substantielle Gemeinsamkeiten bei der Bezugnahme auf den Begriff einer nachhaltige Entwicklung bzw. zwischen Ansätzen zur Operationalisierung des Leitbildes herausarbeiten? Vor dem Hintergrund dieser Fragen wird in diesem Papier eine vergleichende Darstellung, Analyse und Diskussion verschiedener Interpretations- und Operationalisierungsansätze des Leitbildes einer nachhaltigen Entwicklung vorgenommen. …

Anzumerken bleibt, daß die zunächst rein formale Unterscheidung zwischen Interpretationen und Operationalisierungsansätzen eine grundlegende Ordnungskategorie dieses Papiers bildet. Es erscheint deswegen sinnvoll im Vorfeld der hier geleisteten Untersuchung eine diesbezügliche Begriffsklärung vorzunehmem.

Unter Interpretationen einer nachhaltigen Entwicklung werden dabei im weitesten Sinne durch Kombinationen von unterschiedlichen normativen, politischen und wissenschaftlichen Annahmen bedingte Deutungen des Sustainabilty-Begriffs und seiner Zielbestimmungen verstanden. Ansätze zur Operationalisierung beruhen natürlich auch auf entsprechenden Interpretationen, lassen sich im Verständnis dieser Arbeit aber dadurch identifizieren und charakterisieren, daß sie sich ausführlich mit Fragen der Konkretisierung des Leitbildes und der wissenschaftlichen Ableitung von Kriterien, messbaren Handlungszielen und Indikatoren sowie deren Verknüpfung untereinander befassen und sich gleichzeitig als eigenständige Beiträge zur konzeptionellen Weiterentwicklung der Idee einer nachhaltigen Entwicklung betrachten lassen.